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Wo wir leben, wie wir leben und was wir tun

  • alq504
  • 18. Sept. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Okt. 2023


Man muss es mal so sagen: wir leben im Busch. Zwar nicht außerhalb der Zivilisation, doch laut Wörterbuch ist bush so etwas wie wild land, also Wildnis, hier bewohnt von Kängurus, Wallabies, Opossums, Tasmanischem Teufel und allem, was man schon so über die Wildnis gehört hat – jaja, auch Schlangen. Jedenfalls hat die Landschaft nichts gemeinsam mit den kultivierten Wiesen und Wäldern Deutschlands. Also: wir leben halb zivilisiert und verwildern allmählich.

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Unser Dorf auf Nord-Bruny hat 38 feste Einwohner, alles Hauseigentümer, vermietet wird selten. Alle anderen Häuser - man sieht sie auf google - werden meist als Ferienwohnsitz genutzt. Der Großteil davon sind ältere Strandhütten, oft aus Holz gebaut, mehr oder weniger verwittert und seit Generationen in Familienbesitz. Die Häuschen werden gepflegt und instand gehalten nach der Methode: „If it ain’t broke, don’t fix it!“ Wenn’s nicht kaputt ist, mach nichts dran . . . Im letzten Jahr ist eine solche Strandhütte für rund 500.000 Euro verkauft worden!

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Unser Holz-Haus mit den Wassertanks,

das Dach besteht aus Blech.

HerrIngenieur hat seinen umzäunten Garten

unterhalb des Hauses






Um uns zu finden, muss man die Fähre von Kettering nach Bruny Island nehmen, das bedeutet, sich an den Fahrplan zu halten. Und das trifft den Kern des Insellebens: der Besuch zum Einkauf, beim Arzt, zum Konzert oder Kino braucht mehr Zeit und Organisation. Die Anfahrt von Dennes Point zur Fähre dauert 25 Minuten, wenn ich rase, geht‘s etwas flotter; die Fähre ist in knapp 15 Minuten in Kettering auf der anderen Seite. Die beiden Fähren von oder nach Bruny Island sind zwischen 6 Uhr morgens und 19 Uhr abends unterwegs, danach ist Schluss, und wir sind mit den Opossums und Kängurus allein. Man muss es mögen.


Wie wir leben

Die Wege auf einer Insel führen meist an der Küste entlang, und irgendwo mal Pause machen, Kaffee trinken, ist oft begleitet vom Wellenrauschen - das Meer in all seinen Schattierungen ist omnipräsent. Auch das muss man mögen.


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Sealink von Bruny Island nach Kettering



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Ich kann noch so vergrämt früh morgens aus dem Haus kommen, um vielleicht mal eine frühe Fähre zu erwischen, während der Fahrt entlang der blauen Buchten ändert sich die Perspektive auf den Tag: aus müde wird munter.


Fahrzeiten, einfach:

Supermarkt, kleine Tankstelle, Adventure Bay, 45 Minuten

Hotel, Restaurant und Bottle Shop, Alonnah, 40 Minuten

Ärztezentrum, Apotheke, Schule, kleine Bücherei, Alonnah, 40 Minuten

Große Shopping Tour, Hobart, etwa 1 Std. 20 Minuten

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Durch den Busch im Mount Field National Park








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Rechts: Am Lake Dobson, Mount Field, man kommt besser nicht vom Pfad ab!



Unser Haus ist umgeben von hohen Bäumen mit buschigem Unterwuchs, alles hoch brennbar, die Straße ist nicht asphaltiert, und zu unserem Briefkasten sind es etwa 500 Meter. Die Wasserversorgung besteht aus Wassertanks, in denen das Regenwasser vom Dach gesammelt wird und dann mittels Pumpe ins Haus kommt. Ein eigener Tank am Straßenrand ist mit Löschwasser für die Feuerwehr reserviert.

Die sanitären Anlagen in jedem Haus funktionieren ganz normal, hierfür sorgt ein streng reguliertes septic tank system, das ist eine eigene kleine Kläranlage in der Erde; wenn man sie umweltschonend benutzt, bleibt sie geruchlos und macht nie Probleme. Jeder ist dafür selbst verantwortlich. Strom könnten wir problemlos über Solarmodule beziehen, auch das wäre ohne großen Verwaltungsakt möglich.

Diese Art von Haustechnik bedeutet natürlich, dass wir keine Wasser- und Abwassergebühren bezahlen, auch keine Müllabfuhr (bringen wir selbst zur Sammelstelle) und daher sehr unabhängig leben können. In der Stadt fallen diese Gebühren an.

Obwohl die Australier in den entlegensten Ecken ihres Kontinents siedeln, haben sie fast überall in den Städten und Dörfern Zugang zu Elektrizität und Internet. Die Regierung hat vor mehr als 10 Jahren schon den digitalen Fortschritt betrieben, daraus eine nationale Aufgabe gemacht und sie auch erfüllt. Jeder Bürger hat Zugang auf my.gov.au, wo er sich mit einem Passwort einloggen und dann alle offiziellen Stellen kontaktieren kann: Führerschein, Fahrzeug, Krankenversicherung, Grundsteuer, Ummeldung - alles ist online möglich. Jedes TV ist ein smart tv, also deutsches Fernsehen zu empfangen, ist problemlos.


Was wir tun – von Buschfeuern und Gazellen

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Dass zwei deutsche Rentner den Sprung nach Tasmanien und Bruny Island gewagt haben, finden die Insulaner verständlich, weil sie ihr Paradies einfach lieben. Innerhalb kurzer Zeit klopften die Nachbarn an die Tür, um uns willkommen zu heißen.

Nie kamen sie ins Haus, das wäre für sie zu aufdringlich gewesen.


Dann wurden wir die zwei Deutschen, "die da unten in Dennes Point ein Haus gekauft haben", damit wurden wir Teil der Gemeinschaft. In Australien heißt das auch, man trägt etwas zur Gemeinschaft bei; das muss bei uns jetzt HerrIngenieur machen. Er zupft nun freiwillig Unkraut alle zwei Wochen in dem wunderschönen Park „Inala Jurrasic Gardens“ (https://jurassicgarden.com.au). Dort hat er echte Naturburschen um sich rum, die alle Fragen noch örtlicher Fauna und Flora beantworten können, dazu kommen hübsche, langbeinige Gazellen von überall her, die auch zupfen und rupfen und den Deutschen mit Keksen und Tee bei Laune halten. Was soll man sagen, HerrIngenieur geht gerne Unkraut jäten . . .

Frau Lehrerin wurde im Buchclub begrüßt, zum Chor eingeladen, spielt jetzt Pétanque, ist für die guten Manieren zuständig, darf Leute einladen und bewirten – ganz das Hausfrauchen eben!

Bei verschiedenen Aktionen werden wir nun fest eingeplant; so muss Nachbars Lumpi hin und wieder spazieren geführt werden, wenn die Besitzer mal ohne ihn unterwegs sind.


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Zwei Langbeinige unterwegs. . .

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Unser direkter Nachbar John ruft an, wenn wir die Post für ihn vom weiter entfernten Briefkasten holen sollen, er bringt auch unser Paket, wenn er grad dran vorbeifährt.


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Unser Briefkasten mittendrin. Der Postbote legt Pakete auf dem Boden ab; ist noch nie etwas weggekommen.


Unten: John in Shorts, Hund Woody mit Wintermäntelchen

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Zusammen mit uns plant John nun eine Buschfeuer-Strategie, die naturgemäß laut HerrIngenieur dieses umfasst: unsere Feuerpumpe, die direkt an den Wassertank angeschlossen werden kann und ohne Strom läuft; dazu vier gut gefüllte Wassertanks (50.0000 Liter), eine Berieselungsanlage um Haus und Garage, automatisch betrieben usw. – also Daniel Düsentrieb kommt da ganz groß in Aktion!

Johns Idee geht so: Ich habe eine Feuerpumpe. Fertig.

Frau Lehrerin wiederum: "Wenn’s hier derartig brennt, steigen wir ins Auto und zischen ab!“

Die Möbel lagern ja bei ITO in der Pfalz.


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