Neujahr - Bruny Island

Ich mag diese Stille. Man kann sie hören.

In dem Ruf der Möwen, dem Rascheln der Eukalyptus-Bäume, im Wellenrauschen unten am Meer und mit dem Lachen der Kookaburras hinterm Haus. Sogar ein Tawny Frogmouth schickt ganz verhalten sein "oom - oom - oom" aus dem Dickicht herüber, um das noch frische Jahr einzuleiten; eine Geräuschkulisse, die gerade in der Stille wahrnehmbar ist, während sie in städtischer Betriebsamkeit eher untergehen würde.

Silvester gestern Abend - endlich ist Ruhe eingekehrt auf der Insel. Größer könnte der kulturelle Unterschied nicht sein: wo sich die Deutschen durch die Nacht böllern, lärmend und tosend im neuen Jahr ankommen, herrscht hier Stille, wie schön.

Einige Partygänger sind vereinzelt zu hören, mehr aber auch nicht. Die Leute feiern zuhause, friedlich im Kreis von Freunden und Familie, die letzte Fähre hat schon vor Stunden Feierabend gemacht. Man kann tatsächlich gedankenverloren ins neue Jahr gleiten und hoffen, dass es gut wird.

Nebraska Beach fast leer an Silvester

Heute ist Neujahr, und es bleibt zu hoffen, dass es in mancher Hinsicht ein wirklich neues Jahr wird, was heißt, eher nicht so wie das alte mit seinen Kriegen, Katastrophen und Unruhen.

„Wird’s besser? Wird’s schlimmer?”, fragt man alljährlich.

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!

Schlaue Worte von Erich Kästner.

Die Bruny Islander verbringen den ersten Tag des Jahres am Meer, wie immer, spielen Cricket mit den Kleinen, wie immer und werfen am frühen Abend den Gasgrill an - ganz unspektakulär wie immer.

Manchmal hat Gewohnheit etwas beruhigend Zuversichtliches.

In diesem Sinne: Prosit Neujahr euch allen!

Fotos Tawny Frogmouth: Bush Heritage Australia

Das Tawny Frogmouth (deutsch: Gelbbraunes Froschmaul) ist nachtaktiv, selten zu sehen oder zu hören und ein Meister der Camouflage, kaum zu unterscheiden von einem toten Ast (rechts)