Die kurze Episode mit der Polizei

Heute ist HerrIngenieur von der Polizei nach Hause gebracht worden. Sozusagen abgeliefert hier in unserer Einfahrt, direkt vor der Haustür ist er dem Polizeiwagen mit der jungen Polizistin entstiegen.

HerrIngenieur war nicht betrunken und hat auch sonst keinen Unfug gemacht. Nein, vermutlich ist ihm die Neugierde zum Verhängnis geworden.

Es beginnt mit einem sonnigen, ruhigen Sonntagnachmittag auf der Insel: kein Wind, nicht das kleinste Lüftchen, blauer Himmel und alles ruhig in der Natur, da beschließt ein großer Eukalyptusbaum, den Kampf mit der Hochspannungsleitung aufzunehmen, wirft einen massiven Ast auf die Kabel darunter, die Stromleitungen reißen durch und Nord-Bruny ist lahmgelegt.

Innerhalb kurzer Zeit werden die Bewohner offiziell per Handy darüber informiert, der technische Hilfsdienst, auch Mitarbeiter des Stromanbieters sowie die Polizei - alle sind vor Ort, die Straße wird abgesperrt, die Reparatur wird einige Stunden dauern, dann soll wieder alles funktionieren. Da wir mit Wassertanks leben, besteht in dieser Hinsicht kein Mangel; unser Stromlieferant heißt Aurora (Morgenröte!), das will ich mal als ein gutes Zeichen nehmen.

Nicht gut genug für HerrIngenieur. „Ich geh mal kurz spazieren“, sagt er so nebenbei und steckt das Handy ein.

Wir leben im Busch, da geht man nicht mal kurz so querfeldein und auch nicht eben mal spazieren, Trekking trifft es da schon eher, also:

„Wohin des Wegs so eilig?“

„Ich schau mal, was die da unten machen.“ Aaaah ja.

Da unten bedeutet etwa einen Kilometer von uns entfernt bei der gekappten Stromleitung.

Keine halbe Stunde später kommt’s außerordentlich fröhlich die Tür herein:

„Stell dir vor, der Riesenbaum, einfach runtergesaust – bamm! Die Aurora-Männer im LKW mit Hebebühne hoch oben, der Strommast steht noch, aber nur gerade sooo-la-la! Und die Kabel sind durch – einfach flutsch! Hängen in der Luft, oh ha! Das wird dauern! Jeff war auch da und die Polizei auch, und dann bin ich im Polizeiauto gefahren – toll!“

„Du bist was?!“

„Polizeiauto gefahren, bis hier vor die Haustür!“

„Die Polizei hat dich hier vor der Tür abgeliefert?!!“

„Ja klar, die wollte mich unbedingt nach Hause bringen.“

Links: Die freundliche Polizistin

Unten: Kabelsalat!

Um die Geschichte zu Ende zu bringen: HerrIngenieur, so stelle ich mir vor, ist da unten hinter der Absperrung herumgewuselt zwischen technischem Notdienst, chaotischen Stromleitungen, Kettensäge, Hebebühne und emsigen Notfallhelfern, hat alles erkundet, sich von seinem Kumpel Jeff (auch Notfallhelfer) alles erklären lassen, „und dann hat die nette Polizistin mich gefragt, ob sie mich nach Hause fahren kann.“

„Ach tatsächlich, das hat sie gesagt?“

Da hat HerrIngenieur natürlich mit glänzenden Augen ja gesagt, denn „ich bin ja noch nie im Polizeiauto mitgefahren!“

Dort soll es dann ordentlich gefunkt haben – also wirklich, mit Polizeifunk und Sprechanlage, Pistole an der Hüfte und allem Drum und Dran, HerrIngenieur ist immer noch begeistert. "Hab' aber dann doch nicht gefragt, ob wir auch Blaulicht haben könnten . . ."

Kurz darauf steht schon der Nachbar mit dem Hündchen im Garten und ruft zu uns herüber:

„Hi Walter, die Polizei war wohl bei dir, oder?“

„Ja, stell dir vor, die wollte mich nicht laufen lassen . . .“