Christmas Down Under - Ich habe fertig!
- alq504
- 24. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit

Wir haben einen Christbaum. Wunderbar beleuchtet steht der Eukalyptus hinter dem Haus, zur Freude der Nachbarn, die immer wieder lächelnd den Kopf schütteln über so viel Arbeitseifer, nur um ein paar Lichterlein auf die Reihe zu bringen.
Foto: Achim Mauruschat "Das muss noch auf den Baum!"
Da das Leuchten erst mit der Dunkelheit sehr spät am Abend funktioniert - Sommer auf der
Südhalbkugel! - freuen sich vor allem unsere Opossums an der Pracht. Letzte Nacht waren sie so außer Rand und Band – auf den Tischen herumgetobt, das Balkongeländer wackeln
lassen, das Fliegenschutz-Gitter hin und her geschubst - , dass ich nochmal nach draußen musste, um für Ruhe zu sorgen: „Ihr verflixte Räuberbande! Weg jetzt oder ich hol den Besen!“ Der Besen beeindruckte sie nicht, aber Deutsch muss sich für sie bedrohlich anhören, danach war Ruhe – für ein Weilchen.

Wie in Deutschland auch, bricht auf Bruny Island schlagartig die Betriebsamkeit vor Weihnachten aus, überall kleine Einladungen, Freunde und Bekannte wühlen plötzlich alle im Geschenkpapier, die Zeit bis hin zum Jahresende füllt sich mit Terminen, in der Hauptstadt lockt der gleiche Kommerz, wie wir es von Deutschland kennen und doch - es ist anders. Ja eigentlich, eigentlich verstehe ich gar nicht, was die hier so treiben . . . , denn Christmas in Australien ist vor allem Englisch: Mince Pie, Plumpudding, man feiert am 25. Dezember, trägt eine Papierkrone und hat Knallbonbons, von Advent ist nichts zu sehen, von Glühwein wollen wir gar nicht erst reden!


Weihnachtsgrüße vom Postboten im Briefkasten
Und unser Baum mit der Bucht im Hintergrund
Ich wünsche zwar "Merry Christmas", aber es ist nur eine Formalie, ich könnte genauso gut sagen:"Der Wind weht von Westen . . ." Denn ich fühle Weihnachten hier nicht. Soviel zum Sinn von kulturellen Ritualen, die wir schon von klein auf lernen, die uns prägen und die unser Leben strukturieren.
Daher die Frage an HerrIngenieur: "Was ist denn typisch für australische Weihnachten?”
"Ein Bierchen am Strand und Cricket spielen”, kommt prompt die Antwort.
Und das ist genau genommen die Essenz der Weihnachtszeit hier unten: es ist Sommer, das Meer wird endlich wärmer, die langen Sommerferien gehen bis Ende Januar; jeder ist mit dem Wohnwagen, dem Boot, dem Surfboard unterwegs, es ist Partyzeit.


HerrIngenieur produziert Christstollen, Pfirsiche aus seinem Garten
An einem warmen Sommernachmittag hören sich die festlichen Weihnachtslieder etwas fehl am Platz an. "Es ist ein Ros’ entsprungen”, kommt's aus dem Radio, aber wo denn, stellt sich die Frage, wo könnte hier auf diesem trockenen Kontinent ein Ros’ entsprungen sein? Auch passt die deutsche Weihnachtsbäckerei nicht in eine Sommerküche, geschweige denn ein Weihnachtsbraten! Und doch wird er in vielen Familien zelebriert, gefüllter Truthahn wird trotz Hitze auf den Tisch gebracht.
Während die USA sich den Santa Claus mit Rentieren zurechtbastelten, hat Australien keine eigene Weihnachtskultur. Erstaunlich, wie sich die europäische Welt mit ihrer Tradition hier unten durchgesetzt hat auf einem Kontinent, der klimatisch und historisch gar nicht dafür geeignet ist.

Was wiederum sehr in unsere Insel-Weihnacht auf der Südhalbkugel passt ist die Aktion "Aufräumen"! Rund ums Haus muss das Laub beseitigt und die Dachrinnen von trockenen Blättern gesäubert werden. Nicht etwa, weil die mäkelige Verwandtschaft zu Besuch kommt, nein, es herrscht Buschfeuergefahr und wir müssen die Wassertanks und Pumpen überprüfen, HerrIngenieur ist voll beschäftigt damit, die Sprinkleranlage einzubauen, Christollen zu backen und die Gartenernte einzusammeln. Und das alles - Chorproben, Gin Tonic, Gartenfest, Party, Besucher, Buschfeuer - ist Weihnachten down under. Stress oder?
Ganz ehrlich, ich habe fertig!
(Siehe auch Känguru Nanu Info)

Eine Besonderheit haben wir hier dennoch:
Sommer - Sonne - Lolly Drop!
Der Pfälzer würde es die Gutsel-Werfer nennen. Heute in unserer Straße ist die Feuerwehr zum Lolly Drop unterwegs, sie fahren mit dem geschmückten Auto über die Insel und verteilen Bonbons.
Der TSF unten:
Tasmanian Fire Service



