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Wenn du das Leben lachen hören willst . . .

  • alq504
  • 1. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Feb.



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Es gibt manchmal im Leben ein eindeutiges Vorher und ein Nachher.

Für viele von uns ist es der Moment, in dem klar wird, dass das Nachher nie mehr so sein wird wie das Vorher. 


Für die Inselrentnerin beginnt das Nachher mit einem Notruf morgens um 6 Uhr auf der kleinen Insel am Ende der Welt, es geht weiter in einem Rettungswagen zur Fähre, dort dann der Wechsel in einen anderen RTW und weiter zur Notaufnahme im Royal Hobart Hospital. Das war’s dann.

Schmerzen, Schwestern, Ärzte, EKG, CT, Tests, jede Menge Kabel von und zur Inselrentnerin, eine endlose aber gründliche Suche nach den Ursachen, alles in Englisch und als Teil eines guten Gesundheitssystems, das nur wenig mit dem deutschen gemeinsam hat. Die Verwirrung ist trotz der Fürsorge groß, denn so genau wollte man diese Situation eigentlich nicht durchleben, wenn man gerade dabei ist, seinen Traum im Ausland zu verwirklichen.


Es gibt lustige Momente in diesen unruhigen Stunden, der Sanitäter auf Bruny Island erzählt stolz, dass wir in einem deutschen Fabrikat eines Rettungswagens fahren, die Technik, das Gefährt - alles vom Feinsten. Er will mich beruhigen. 

Dann fragt er mich nach Schwarzwälder Kirschtorte, ob ich da ein Rezept hätte . . . er will mich wach halten, und ich singe das hohe Lied von HerrIngenieurs Backkunst, unterwegs auf einer holprigen Sandpiste im Schneckentempo zur Anlegestelle an Roberts Point, Kängurus sind schon früh unterwegs, daher eine Vollbremsung hin und wieder - autsch, der Echidna watschelt entlang der Grasnarbe dahin, HerrIngenieur fährt bleich in seinem Yeti hinterher.


Im Krankenhaus in der Notaufnahme beginnt eine umfangreiche Untersuchung, die Szenen wie im Film, auf einem schmalen Bett zwischen zwei Kunststoff-Gardinen, Trennwände gibt es nicht, dafür ein Wirrwarr von Ärzten, Schwestern und vielen anderen Patienten - alles geht ruhig, gelassen, sehr effizient vor sich. Hin und wieder läuft eine Schwester mit einem Tablett voller kleiner Sandwiches an den Not-Patienten vorbei und fragt tatsächlich, ob jemand Hunger habe! Auch Kaffee oder Tee wird gereicht!

HerrIngenieur darf auf einem Stühlchen neben der Liege sitzen. Ich verstehe zum ersten Mal, was es heißt, etwas auf Herz und Nieren zu prüfen, denn die beiden hängen zusammen: mein Herz hat ein Blutgerinnsel in die Niere geschickt statt in den Kopf und damit einen Schlaganfall vermieden. So viel Glück im Unglück muss man erstmal haben! Fast erleichtert beginnt HerrIngenieur nun die Geräte zu untersuchen, mit denen ich verkabelt bin, wird aber sofort von der Krankenschwester zurückgepfiffen - und ab dann im Auge behalten. 


Keiner der anwesenden Ärzte hat bisher einen Niereninfarkt gesehen, alle wissen in der Theorie, was es ist. Und wieder kommt das australische System zu Hilfe: meine CT-Aufnahmen werden per telehealth über die Computer geschickt, und natürlich findet sich dann ein Urologe, der sich damit auskennt.

Von nun an geht es nur noch darum, welche Therapie für das Herz am sinnvollsten ist, die Niere wird in Ruhe gelassen, abends sind wir wieder zuhause.


"Lebe einfach, blühe wie wild!"
"Lebe einfach, blühe wie wild!"

Das war vor vielen Monaten; danach beginnt eine Odyssee in Sachen “Herzrhythmus”, mein Herz ist störrisch, ich bin es auch, will einfach nicht in dem Lebensabschnitt ankommen, in dem nun Medikamente zum Alltag gehören oder ein Elektroschock als Herztherapie angesehen wird. Das ist bisher nur anderen Leuten passiert, für die man auch stets gute Ratschläge hatte. Nun ist der eigene Ausblick getrübt, die Sorglosigkeit in Sachen “Lass uns mal kurz um die Welt reisen” ist weg. Und zwar endgültig. 

So hat uns nun die Wirklichkeit eingeholt und uns gezeigt, dass alles seine Zeit hat, auch das Inselparadies der Rentner.


Die Frage bleibt: gibt es noch Geschichten zu erzählen, wo sind die Inselrentner heute? Und ja doch, es geht weiter, wenn auch mit verändertem Blickwinkel, denn wir sind nun im Nachher angekommen, “irgendwie” dabei alt geworden oder vielleicht nur erwachsen, aber trotz allem nicht verzagt.

“Wenn du das Leben lachen hören willst, dann erzähl ihm von deinen Plänen”, soll jemand mal gesagt haben. Also, kein Wort davon, dass das Insel-Projekt sich dem Ende nähert und etwas anderes beginnen wird . . .


 Wir sind wieder da!


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