Nur mal so . . . Rilke zum Advent

Es hat etwas gedauert, die Gedanken zu ordnen - das braucht nun mal Ruhe. Denn der Blick auf Deutschland fällt zur Zeit nicht leicht, und natürlich befremdet und berührt mich das hier in Tasmanien zutiefst, wenn sich auf meinem Heimat-Kontinent eine Katastrophe an die andere reiht.

Da stellt sich doch die Frage, weshalb soll man am anderen Ende der Welt kleine Geschichten schreiben, die keiner braucht in diesen Zeiten? Also haben wir mal geschwiegen, mein Laptop und ich.

Wenig überraschend: davon ist die Welt auch nicht besser geworden!

Also zurück zum Anfang, mit kleinen Geschichten, die immer noch keiner braucht, die aber doch getragen werden von Zuversicht und dem Glauben, dass bei alledem die Menschlichkeit in der Welt überlebt – irgendwie. Zumindest hier zwischen den Zeilen sind sie lebendig, die weiten, wilden Landschaften Tasmaniens und ihre freundlichen, hilfsbereiten Bewohner, grundverschiedene Charaktere und doch vereint in dem Bestreben, zu ihrer Gemeinschaft beizutragen, jeder nach seinen Möglichkeiten.

Wenn es im kleinen Kreis geht, warum läuft es im großen Weltgeschehen so falsch?

Heute Morgen im Flippers Aquatics in Lewisham zu meinem wöchentlichen swim: die Weihnachts-Elfen sind los!

Für "die Deutschen" hier in Dennes Point ist natürlich Advent - trotz Sommertemperaturen, blühender Rosen, frischen Erdbeeren und Weihnachtsbäumchen aus gutem echten Plastik!

Aber der Rilke unten, der hält dagegen, bringt zumindest ein wenig Stimmung, finde ich und wünsche euch damit allen einen friedliche Advent!

Rainer Maria Rilke: Ich lebe mein Leben

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

die sich über die Dinge ziehn.

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, den uralten Turm,

und ich kreise jahrtausendelang;

und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm

oder ein großer Gesang.